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Inflationsrisiken: Fed erhöht Leitzins
29. Juni 2006
Der geldpolitische Rat der amerikanischen Notenbank (Fed) hat aus Sorge um eine weitere Beschleunigung der Inflation den Leitzins um einen Viertelprozentpunkt auf 5,25 Prozent angehoben. Es war der 17. Zinsschritt in ununterbrochener Folge seit dem Beginn der geldpolitischen Straffung vor zwei Jahren. In ihrer schriftlichen Begründung zum Beschluß wiesen die Währungshüter um Fed-Chairman Ben Bernanke zugleich darauf hin, daß eine weitere Anhebung des Leitzinses notwendig werden könnte, um die Preisstabilität zu sichern.


„Obwohl die Verlangsamung des Wachstums der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage mit der Zeit dazu beitragen sollte den Inflationsdruck zu verringern, ist der Rat der Ansicht, daß noch ein Inflationsrisiko besteht“, hieß es in der Erläuterung. Ausmaß und Zeitpunkt einer weiteren Verknappung der Liquidität hingen nun davon ab, wie sich die Aussichten für Inflation und Wachstum aufgrund eingehender Wirtschaftsdaten entwickelten.




Langsameres Wachstum

Nach Ansicht der Fed deuten die jüngsten Konjunkturindikatoren darauf hin, daß sich das Wachstum von seiner recht schnellen Geschwindigkeit in den ersten Monaten des Jahres zwischenzeitlich verlangsamt hat. Die Kerninflationsrate, welche besonders schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise nicht einbezieht, habe sich in den vergangenen Monaten erhöht. Sowohl die starke Kapazitätsauslastung als auch die hohen Preise für Energie und andere Rohstoffe würden die Gefahr einer weiteren Inflationsbeschleunigung bergen, warnte der Rat.


Am Morgen hatte das Wirtschaftsministerium mitgeteilt, daß die amerikanische Wirtschaft im ersten Quartal dieses Jahres noch ein wenig schneller gewachsen sei als zunächst angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) habe sich zwischen Januar und März mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 5,6 Prozent erhöht, hieß es. Das sind 0,3 Prozentpunkte mehr als zu einer früheren Schätzung vor einigen Wochen.


Zuwachs im privaten Konsum


Die Beschleunigung des Konjunkturaufschwungs - im letzten Quartal 2005 lag die BIP-Jahreswachstumsrate nur bei 1,7 Prozent - sei vor allem auf einen kräftigen Zuwachs im privaten Konsum, insbesondere von langlebigen Wirtschaftsgütern, zurückzuführen. Gleichzeitig habe sich der Export belebt, und die staatliche Nachfrage sei ebenfalls gestiegen. Für die Datenrevision sei aber vor allem ein niedrigerer als zunächst berechneter Import von Waren und Dienstleistungen verantwortlich. Der Preisauftrieb, gemessen an den persönlichen Konsumausgaben, habe sich von 2,9 Prozent im vierten Quartal 2005 auf 2 Prozent im ersten Quartal 2006 verringert.


Bankvolkswirte an Wall Street sagen voraus, daß sich das Wachstum im nun zu Ende gehenden zweiten Quartal auf rund 2,5 Prozent verlangsamt haben dürfte. Eine Abkühlung zeichnet sich seit einiger Zeit insbesondere auf dem amerikanischen Immobilienmarkt ab. Dort hinterläßt der Anstieg der Hypothekenzinsen inzwischen Spuren. Für ein Darlehen mit einer Laufzeit von 30 Jahren muß derzeit durchschnittlich ein Festzins von 6,71 Prozent bezahlt werden, rund 1,5 Prozentpunkte mehr als vor drei Jahren. Im längerfristigen historischen Vergleich ist das Zinsniveau aber immer noch recht niedrig. Die Entwicklung auf dem Häusermarkt ist nicht nur für die Bauwirtschaft sondern auch für den privaten Verbrauch von Bedeutung.

Text: ctg.; F.A.Z.


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